Henri Julien Félix Rousseau, geboren am 21. Mai 1844 in Laval, Frankreich, zählt zu den bekanntesten Vertretern der Naiven Malerei. Ohne formale künstlerische Ausbildung begann er neben seiner Tätigkeit beim Zoll zu malen und eignete sich seine Fähigkeiten autodidaktisch an. Erst mit vierzig Jahren, nach seiner Pensionierung, widmete er sich vollständig der Kunst. Seine Werke, oft als „kindlich“ oder „ungeschult“ bezeichnet, beeindruckten durch ihre ungewöhnliche Komposition, klare Farbgebung und träumerische Atmosphäre.
Rousseau stellte seine Arbeiten regelmäßig im Pariser „Salon des Indépendants“ aus, wo sie zunächst belächelt wurden. Doch bald zogen seine Gemälde die Aufmerksamkeit wichtiger Künstlerkollegen wie Toulouse-Lautrec, Camille Pissarro, Odilon Redon und Paul Gauguin auf sich. Diese sahen in seiner scheinbar naiven Malweise eine unverbrauchte Originalität, eine künstlerische Unschuld, die sich dem akademischen Regelwerk entzog. Auch Pablo Picasso und Robert Delaunay zeigten später große Bewunderung für Rousseaus Bildsprache und organisierten zu seinen Ehren sogar ein berühmtes Künstlerbankett.
Besonders berühmt wurde Rousseau für seine exotischen Dschungelbilder – obwohl er Frankreich nie verlassen hatte. Er ließ sich von botanischen Gärten, Illustrationen in Büchern und Erzählungen inspirieren und erschuf mit großer Fantasie dichte, grüne Traumwelten voller Tiger, Affen, Elefanten und geheimnisvoller Menschen. Werke wie "Der schlafende Zigeuner" oder "Der Traum" sind Paradebeispiele für seine poetische Bildsprache, die sich fernab akademischer Kunstströmungen bewegte und dennoch tiefe Emotionen und zeitlose Symbolik vermittelt.
Rousseau starb am 2. September 1910 in Paris in relativer Armut, wurde jedoch bald nach seinem Tod als bedeutender Wegbereiter der modernen Kunst anerkannt. Seine Kunst beeinflusste nicht nur Surrealisten wie André Breton, sondern auch spätere Künstlergenerationen, die in seiner radikal subjektiven Bildwelt eine frühe Form der modernen, individuellen Ausdruckskraft sahen. Henri Rousseau bleibt ein Symbol für die Kraft der Vorstellung und die Freiheit der Kunst jenseits akademischer Konventionen.
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